Im Allgemeinen kennen wir von der Alchemie nur die Wunschvorstellung, Blei in Gold zu verwandeln. Die Umwandlung verschiedener Metalle in Gold ist aber als Metapher für die Seele zu verstehen, die befreit wird von ihrem bleiernen Zustand und so ihr eigenes Licht erkennt, das Licht des reinen Geistes, symbolisiert durch den 'Stein der Weisen'.
Natürlich gab es viele Alchemisten, die tatsächlich an die Umwandlung physischen Bleis in Gold glaubten. Aber gerade indem sie sich mit Feuereifer auf diese Aufgabe stürzten und alle möglichen Fantasien, Wünsche und Vorstellungen auf die Materie projizierten, entdeckten sie das Unbewusste. Ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sich die Alchemie, die in ihren Ursprüngen bis auf die ägyptischen Mysterienkulte zurückgeht, immer mehr zur Erforschung des inneren Universums.
Im 20. Jahrhundert wurde der Tiefenpsychologe C. G. Jung auf den transformativen Aspekt der Alchemie aufmerksam. Er erkannte, dass viele Träume und Bewusstseinszustände seiner Klienten dem glichen, was in alchemistischen Texten beschrieben wurde. Und er entdeckte, dass ganz ähnliche Traditionen auch in anderen Kulturen, beispielsweise im chinesischen Daoismus, anzutreffen waren.
Offensichtlich handelt es sich hier um ein sehr altes Wissen über menschliche Transformationsprozesse, das sich Mystiker und Alchemisten aller Zeiten und Kulturen immer schon zunutze gemacht haben. Pir Vilayat Inayat Khan, der Sohn des SOI-Gründers, griff auf diesen Erfahrungsschatz zurück und entwickelte daraus die Struktur für das alchemische Sufi-Retreat.