Der Skipskjølen, auf samisch Bealjáidčearru, ist ein ganz besonderer Berg. Sein Gipfelmassiv dominiert den gesamten Varanger-Nationalpark im äußersten Norden Norwegens, und sein riesiger Gipfelsteinmann, der auf einem markanten Felssockel sitzt, ist von weit und breit zu sehen. 2024 wollte ich diesen Berg erstmals im Winter besteigen, mit Schneeschuhen. Was eine kleinere Expedition von fünf Tagen erforderte.
Fünf Tage, das sagt sich so leicht. Doch da oben im Norden wechselt das Wetter rasch. Längere Schönwetterperioden sind im Winter selten, und die Winde bisweilen recht stürmisch. Obwohl ich auf meinen Sommerwanderungen bereits die "Linjehyttene" kennengelernt hatte, die auch im Winter Unterschlupf bieten, hatte ich allerhöchsten Respekt vor diesem Projekt. Doch diesmal hatte ich einen erfahrenen Tourengeher an meiner Seite, Dieter Salathé, einen Freund aus Berlevåg. Und das Wetterglück war uns hold.
Die folgenden Bilder sind teils von mir, teils von Dieter oder Daniela Salathé (letztere gekennzeichnet mit DiS bzw. DaS in der Bildunterschrift).
Freitag, 22. März 2024
Daniela & Dieter klopfen Punkt Acht bei mir im Pensjonat an, und wir starten los mit dem Auto Richtung Gednje, wo wir die Abzweigung nach Båtsfjord nehmen. Kurze Zeit später passieren wir die Stelle, wo im Sommer eine kleine Schotterstraße zur Hüttensiedlung am Ordosee hinunterführt. Eigentlich wäre ja hier der Startpunkt für unsere Tour – hinunter nach Ordo, dann am Fluss Stuorra Oardo entlang bis zur Flussmündung der Delinga, wo sich die Rávdol mit dem Hauptfluss vereint.
Aber es wäre nicht Dieter, wenn er nicht bereits eine neue Route für uns ausgetüftelt hätte – nämlich von einem Punkt hinter der Abzweigung nach Ordo in weitgehend gerader Linie direkt zur Delinga hinunter, ohne den Kurven und Biegungen des Ordoflusses zu folgen.
Anfangs geht das auch recht gut. Lange Zeit noch sehen wir linker Hand die Straße, auf der Daniela mit dem Auto Richtung Båtsfjord weitergefahren ist, um dort in dem Gemischtwarenladen zu stöbern, der die Waren von Ottar Neergård übernommen hat, als der sein Geschäft in Berlevåg vor kurzem zusperrte. Ottar Neergård hatte die Angewohnheit, nie etwas wegzuwerfen oder auszuverkaufen. Und so stapelten sich in Jahrzehnten alle möglichen Waren an, die wie Zeugen aus einer vergangenen Zeit wirken. Vintage, würde man heute vermutlich sagen.
Während Daniela also zum Stöbern fährt, stapfen Dieter und ich Richtung Delinga – er mit seinem Gepäck auf einem Fjellpulken, den er hinter sich herzieht. Und ich mit einem nicht gerade leichten Rucksack. Klar, wir müssen Essen für sechs Tag (inklusive einem Tag Notreserve) mitschleppen, Winterausrüstung, Schlafsack und Liegematte und ein Zelt samt Schneeheringen für den Notfall, wenn wir wegen Schlechtwetters die angepeilten Hütten nicht erreichen oder sie aufgrund von festgefrorenen Türen etc. nicht öffnen können. Auch eine Schaufel, um uns im schlimmsten Fall in den Schnee einzugraben, darf nicht fehlen.
Wir starten unsere Tour an der Straße Richtung Båtsfjord (DaS)
Daniela blickt uns nach (DaS)
Ja, und dann quert ein kleiner Bach unseren Weg. Wir weichen in einem kleinen Bogen nach links aus, um ihn zu umgehen. Denn die Bäche hier haben die Eigenschaft, dass sie sich rasch zu tiefen, unpassierbaren Tälern auswachsen. So auch dieser hier. Das Dumme ist nur, dass wir auf der falschen Seite sind, wie wir nach knapp drei Kilometern Fußmarsch entdecken. Leider sind die Talwände hier bereits an die 50 m hoch und großteils von unüberwindbaren Schneewächten gesäumt.
Und dann folgt Fehlentscheidung Nummer zwei: Weil wir den langen Weg bergauf am Flusstal entlang nicht zurückggehen wollen, versuchen wir trotzdem, an einer nicht ganz so steilen Stelle zum Talboden hinunterzugelangen. Dieter setzt sich mit dem Pulken in Fallinie bergab in Bewegung. Aber als er schon mitten im Hang ist, stellt sich heraus, dass der Hang doch zu steil ist. Die Schneedecke dort ist dünn. Der Pulken drückt mit seinem Gewicht von hinten, und Dieter droht mit den Schneeschuhen den Halt zu verlieren und unkontrolliert den Hang hinunterzurutschen. Doch er meistert die Situation, indem er sich zunächst einmal hinsetzt und vorsichtig den Pulken nach unten rutschen und in die andere Richtung drehen lässt, sodass er wieder bergauf marschieren kann.
Durch diese heikle Situation etwas vorsichtiger geworden, trotten wir nun doch geduldig flussaufwärts, bis wir eine Stelle finden, an der wir ins Tal einsteigen und von dort zunächst talwärts und dann nach rechts weiter zur Delinga stapfen können.
Durch dieses Tal müssen wir hinunter (DiS)
Rast bei einer alten Holzhütte in der Delinga (DiS)
Oh, hier wohnt offenbar jemand
Von dort geht es dann weiter flussaufwärts, bis wir schließlich nach insgesamt acht Stunden die Helheimhytta erreichen. Es ist bereits dämmrig, und der fast volle Mond taucht die Schneelandschaft in mildes Abendlicht.
Es dämmert schon, als wir das Nebental zur Helheimhytta erreichen
Und der Mond taucht die Landschaft in mildes Licht
Wir haben Glück. Zwei Tage vor uns hat ein norwegisches Pärchen, Bjørn und Solveig, die von einer mächtigen Schneewächte bedeckte Eingangstür zur Hütte und auch jene zum Plumpsklo freigeschaufelt. Wir finden ihre Eintragung im Hüttenbuch, und auch einen Link zu ihrem Blog, www.bstur.no
An diesem Tag sind wir beide ziemlich erschöpft. Und hungrig. Ich selbst habe wie immer auf solchen Touren mein Essen aus Gewichtsgründen rationiert: Müsli mit einer Extraportion Nüsse zum Frühstück, zwei Riegel als Jause für untertags, eine kleine Instantsuppe und eine Packung gefriergetrocknetes Turmat zum Abendessen. Doch ich staune nicht schlecht, als ich sehe, was Dieter zusätzlich zur Basisverpflegung alles aus seinem Pulken zum Vorschein bringt (und bereitwillig mit mir teilt): eine große Packung Landjäger, Knäckebrot mit Butter, Kekse, Schokolade ...
Dieter studiert das Hüttenbuch
Samstag, 23. März 2024
Am nächsten Morgen pfeift uns ein scharfer Wind um die Ohren, als wir die Hütte verlassen. Doch das Wetter ist wunderbar. Die weite Schneelandschaft ist in strahlenden Sonnenschein getaucht, der Himmel makellos blau. Mein Beine sind noch etwas zittrig vom Vortag. Und der Hüftgurt reibt unangenehm auf den Hüftknochen. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf, um diese einsame, mächtige Schneelandschaft genießen zu können. Mächtig deshalb, weil die Dimensionen so gewaltig sind. Du gehst und gehst und gehst, hast vielleicht ein Ziel vor Augen, doch es kommt und kommt nicht näher.
Rechter Hand bietet uns eine langgezogene Felsrippe Orientierung. Und schließlich erreichen wir das Transportdalen, das hier kurz unterhalb einer Wasserscheide entspringt und sich wie so oft hier binnen kurzem zu einem tief eingeschnittenen Tal weitet. Diese Täler, heißt es, sind in der Eiszeit entstanden.
Strahlender Sonnenschein am nächsten Morgen (DiS)
Im Hintergrund das Tal der Rávdoljohka
Die leichte Vertiefung, der sich Dieter nähert, ist der Beginn des Transportdalens
Von der Wasserscheide oberhalb des Transportdalen sieht man bis zum Hanglefjell
Wir gehen auf der anderen Talseite weiter, bis wir nach einem Tagesmarsch von rund sechs Stunden die Heimdalhytta erreichen. Und auch hier haben wir Glück. Aus dem Hüttenbuch erfahren wir, dass Bjørn und Solveig auch diese Hütte vor uns angesteuert hatten und die Hüttentür zunächst kaum aufgebracht hätten. Denn die Tür war von innen her festgeeist. Nur mit Mühe konnten sie die Tür wenigstens so weit öffnen, dass einer von beiden nach innen schlüpfen und von dort die Tür bearbeiten konnte.
Im Hintergrund taucht die linke Schulter des Bealjáidčearru auf
Ankunft bei der Heimdalhytta (DiS)
Die heiße Suppe wärmt von innen (DiS)
Das Problem mit der festgefrorenen Hüttentür sei eine typische Folge der Klimaveränderung, erklärt Dieter. Anfang März hätte es hier heroben, atypisch für die Jahreszeit, Tauwetter gegeben. Und dabei war feiner Schnee, der durch die Ritzen zwischen Tür und Türstock nach innen gelangt war, geschmolzen und später zu Eis gefroren.
Im Hüttenbuch lesen wir auch, dass Bjørn und Solveig von hier weiter in Richtung Ragnarokkhytta gegangen sind. Aus dem Blog der beiden erfahren wir später, dass sie die Tür der Ragnarokkhytta nicht aufgebracht hatten. Auch ein gewisser Clement, der laut Hüttenbuch im Februar per Schi von Vardø nach Alta unterwegs war, hatte die Tür der Ragnarokkhytta vergeblich zu öffnen versucht. Hier bei Heimdal hatte er dann mehr Glück.
Ich stelle mir das frustrierend vor, wenn du nach einem langen und anstrengenden Fußmarsch endlich die Hütte erreichst und dann erst recht das Zelt vor der Hütte aufschlagen musst, weil du nicht hinein kannst. Uns blieb während der gesamten Tour eine Übernachtung im Zelt erspart. Und darüber war ich froh. Denn bei Nachttemperaturen von 17 bis 19 °C minus (laut Wettervorhersage) wäre das ziemlich ungemütlich gewesen.
Sonntag, 24. März 2024
Und nun kommt er also, der Gipfelsturm auf den Skipskjølen, samisch Bealjáidčearru. Der Wetterbericht hat ausgerechnet für diesen Tag eine durchgehende Wolkendecke angekündigt. Doch das Wetter ist uns gnädig. Als wir um Sieben losstarten, ist der Himmel zwar mit Wolken durchwachsen. Aber die Sonne gewinnt immer wieder die Oberhand.
Rasch kommen wir zu einem markanten Felsgupf, der sich in dieser eintönigen Landschaft hervorragend als Landmarke zur Orientierung eignet, und den ich im vergangenen Sommer insgeheim das "Krapferl" getauft hatte. Wir steigen am Krapferl vorbei hinauf zum Gipfelplateau, das sich über mehrere Quadratkilometer erstreckt. In der Mitte sind dort im Sommer ein größerer und ein kleinerer See. Und linker Hand an der Bergflanke öffnet sich ein tief eingeschnittener Canyon nach unten. Die ganze Zeit schon haben wir den Hauptgipfel vor uns, der durch einen etwa zweieinhalb Meter hohen Steinmann gekennzeichnet ist, der auf einem markanten Felsensockel sitzt. Dennoch ist es noch etwa vier Kilometer bis dorthin.
Rechts hinten das "Krapferl", das von oben eher wie ein Kipferl mit Zuckerglasur aussieht
Hinten lugt bereits der Gipfelsteinmann über die Bergflanke
Vor mir liegt das riesige Gipfelplateau, ganz klein am Horizont der Gipfelsteinmann (DiS)
Endlich rückt der Gipfel in erreichbare Nähe
Der Gipfel scheint zum Greifen nah. Doch wie so oft hier ist der Schein trügerisch. Wir gehen und gehen. Irgendwann verlieren wir den Gipfel in einer sanften Bodenmulde sogar aus den Augen, bis wir schließlich nach knapp drei Stunden Fußmarsch (von der Hütte aus) doch davor stehen. Der Gipfelsteinmann hat sich in ein Schneekleid mit barocken Kurven gehüllt. Und der Felssockel ist mit Eiskristallen übersät, die in der Sonne prunkvoll glitzern.
Dieter lässt mir den Vortritt beim "Gipfelsturm" (DiS)
Nun ist auch er angekommen
Der Ausblick ist herrlich. Auf der einen Seite sehen wir hinüber bis zum Varangerfjord, zum Hanglefjell und zum Stangenestind. Auf der anderen Seite erstrecken sich die Täler und Kuppen des Nationalparks. Und unter uns, etwa 3,5 km vom Gipfel entfernt, ein kleiner schwarzer Punkt, die Ragnarokkhytta.
Ausblick auf den Kjøltindan
Links der Gárgaš und das Sandfjordelvdalen, rechts Kjøltindan und Grythaugen
Rast im Windschatten (DiS)
Am Rückweg inspizieren wir noch das tief eingeschnittene Seitental, das uns schon beim Aufstieg imponiert hatte, und besteigen auch das "Krapferl", wo Dieter eine sms an Daniela wegschickt.
Es ist erstaunlich, wie oft Dieter auf dieser Tour eine sms-Verbindung zu Daniela herstellen konnte, vor allem auf Kuppen und in höheren Lagen. Ich hatte bei meinen Solotouren im Varanger-Nationalpark bislang das Handy tief im Rucksack vergraben mitgetragen in dem Bewusstsein, hier in dieser menschenleeren Gegend wirklich allein zu sein, ohne Handykontakt zur Außenwelt. Und in der Regel gar nicht probiert, eine Verbindung herzustellen. Das hat etwas Wohltuendes und Befreiendes an sich. Aber es gibt doch auch Situationen, wo ein Kontakt zur Außenwelt hilfreich ist, und zwar für beide Seiten.
Adjö, Bealjáidčearru (DiS)
Nun kommen vermehrt Wolken auf
Das Seitental schneidet sich tief in die Bergflanke
Dieter besteigt am Rückweg auch noch das "Krapferl" ...
... und schreibt dann eine sms an Daniela
Und nun sitzen wir also in der warmen Hütte, ausgeruht nach dieser leichten Tour ohne Gepäck, und lesen im Hüttenbuch nach, was Harald G. Sunde dort 2018 geschrieben hat, als er mit einem Lokalkundigen hier heroben auf der Kjølstua war, wie die Heimdalhytta früher hieß. (Näheres über die Rolle der Kjølstua im Partisanenkampf gegen die deutsche Besatzung findest du in meinem Beitrag über den Grythaugen.)
Dieter, der Harald Sunde persönlich kennt, erzählt noch, dass Sunde eigentlich Arzt von Beruf ist und in Kirkenes lebt. Er hat sich als Hobbyhistoriker mit einer umfassenden Dokumentation der Geschichte der Partisanen während des zweiten Weltkriegs hier heroben im Norden profiliert. Für sein Buch "I partisanenes fotspor" hat Sunde insgesamt 22 Partisanenverstecke und Aussichtsposten in Finnmark und Nord-Troms persönlich aufgesucht und mit Bildern, GPS-Positionen und genauen Beschreibungen auch für andere zugänglich gemacht. Sunde hat sogar einen eigenen Verlag gegründet, Beallječohkka Innovation, in dem er auch Bücher anderer Autoren zu lokalhistorischen Themen veröffentlicht.
In der Heimdalhytta ist es gemütlich warm (DiS)
Montag, 25. März 2024
Das Wetterglück hält an. Wir starten bei strahlendem Sonnenschein zurück Richtung Helheim. Die paar Wolkenfetzen stören nicht, sondern machen sich auf den Fotos recht dekorativ. Und vor allem ist es windstill. Sodass wir trotz Minusgraden von 11 bis 13 °C (laut Wettervorhersage) auch bei unserer ausgiebigen Mittagsrast am Hang über dem Transportdalen nicht frieren.
Dieter macht sich fertig zum Aufbruch
Wir queren wieder das Transportdalen
Oh, der Selbstauslöser funktioniert ja
Auf dem Hochplateau Richtung Helheim finden wir dann großen Spaß daran, all die interessanten, wundersamen Schneeverwehungen zu studieren und zu deuten. Es ist erstaunlich, welch zarte und fantasievolle Muster der Wind in die weiße Oberfläche fräst. Auf der Suche nach immer neuen Motiven hinterlassen wir schlingernde Spuren im Schnee. So als ob wir schon einige "drams" (Gläser Schnaps) intus hätten ;-)
Schneebilder – Adler
Schneebilder – vermummte Gestalt
Schneebilder – Wikingerschiff
Anschließend tausche ich mit Dieter – er nimmt meinen Rucksack, und ich spanne mich vor den Pulken, um einmal auszuprobieren, ob das etwas für mich wäre. Das Gefühl, den Rücken frei zu haben, ist wunderbar. Aber ich tue mir etwas schwer, mit den ruckelnden Bewegungen des Gefährts hinter mir meinen Rhythmus zu finden. Mit dem Pulken ist man auch weniger flexibel im Gelände, und bergauf kann das Ziehen durchaus schweißtreibend sein.
Als wir die Helheimhytta erreichen, entdeckt Dieter, dass er einen seiner beiden Fäustlinge verloren hat, den er sich beim Tragen meines Rucksacks zwischen das zugegeben etwas spartanische und harte Traggestell und die Auflagefläche am Rücken gesteckt hat. Während er nochmals zurück geht, um den Fäustling zu suchen, beginne ich die Tür der Hütte freizuschaufeln, vor der sich seit unserem letzten Besuch wieder Schnee angesammelt hat.
Ingrid mit Pulken
Wir genießen diese wunderbare, unglaubliche Weite
Tal vor der Helheimhytta
Dienstag, 26. März 2024
Das unglaubliche "Påskevær" (empathisch für herrliches Wetter auf Norwegisch) hält immer noch an. Normalerweise ist es eher umgekehrt. Man liest den Wetterbericht vor der Tour und muss dann feststellen, dass er doch nicht ganz hält, was er verspricht. Aber hier, bei unserer kleinen Skipskjølen-Expedition, ist es genau umgekehrt. Es ist schöner, viel viel schöner, als vorhergesagt. Und auch heute wieder ist es weitgehend windstill.
Beim Weg zurück durch die Tallandschaft bis zur Delinga ist das Licht deutlich besser als beim Aufstieg. Wir sehen unsere alten Spuren immer noch an einigen Stellen. Aber sie sind jetzt erhaben. Unsere Schneeschuhe und Stöcke haben den Schnee festgepresst, und der Wind hat den lockeren Schnee rundherum fortgewirbelt. Was zu interessanten Mustern und Gebilden im Schnee führt.
Der Abstieg zur Delinga beginnt (DiS)
Unsere alten Spuren sind nun nicht mehr vertieft, sondern erhaben
Diese eigenwillige Schneeblume ist durch einen Stockeinsatz entstanden
Dieter fotografiert eine interessante Schneeverwehung
Und so sieht das Ergebnis aus
Dort, wo die Rávdoljohka in die Uhcit Rávdol mündet, studieren wir rechterhand die Abzweigung eines kleinen Seitentals, das laut Karte hinüber ins Ordotal mündet, und zwar kurz vor dem Ordosee. Das wäre eine deutliche Abkürzung. Aber wir wissen nicht, wie steil der Abstieg drüben auf der anderen Seite ist, und entscheiden uns deshalb über den etwas längeren Weg via Delinga.
Hier vereinigt sich die Rávdoljohka mit der Uhcit Rávdol
Spuren im Schnee
Winterharter Strauch
Als wir bei der Delinga ankommen, treffen wir auf die ersten Schneemobilspuren. Das Osterwochenende steht bevor. Und um diese Zeit fahren die meisten Norweger zu ihren Hütten und schwärmen mit ihren Schneemobilen aus, um die Gegend zu genießen oder waghalsige Loopings auf Steilhängen zu drehen. Oder sie hocken stundenlang auf den zugefrorenen Seen zum Eisfischen.
Wir folgen den Schneemobilspuren talaufwärts nach Ordo. Und als wir jene Stelle passieren, wo das oben beschriebene Seitental kurz vor Ordo einmündet, stellen wir fest, dass der Abstieg ins Haupttal dort durchaus möglich gewesen wäre. Dies als kleine Notiz im Hinterkopf für ein nächstesmal.
Im Ordotal treffen wir auf Schneemobilspuren
Wir folgen ihnen flussaufwärts in Richtung Ordo
Hier ist der Ort, wo das kleine Seitental kurz vor Ordo ins Haupttal mündet
Das Hüttendorf Ordo taucht vor uns auf, dahinter liegt der zugefrorene See
Um den Trubel rund um das Hüttendorf Ordo zu umgehen, gehen wir kurz davor schräg rechts den Hang hinauf, um weiter oben auf die Stichstraße von Ordo hinauf zum Riksveien 890 zu gelangen. Diese "Abkürzung" stellt sich jedoch als etwas beschwerlich heraus. Denn wir müssen dabei zwei Talfurchen überqueren, die wir vorher in der strahlend weißen Schneelandschaft nicht ausmachen konnten. Ein kurzer Blick in die Karte hätte gereicht, um uns vorzuwarnen ...
Die letzten Kilometer bis zu den Ordogaragen an der Straße
Schließlich erreichen wir die Autostraße bei den Ordogaragen, wo die Einheimischen ihre Schneemobile parken und auftanken. Und wie durch ein Wunder kommt uns Daniela genau in jenem Augenblick mit dem Auto entgegen, als wir die Schneeschuhe am Straßenrand abschnallen. Auf der Rückfahrt nach Berlevåg sehen wir dann noch im Vestre Styrdalen vier Elche unweit der Straße im Gebüsch. Es sind die ersten Elche hier heroben, die ich aus der Nähe sehe. Wir beobachten sie ausgiebig mit dem Fernglas. Dann geht es weiter zum Haus der Salathés, wo es bereits wunderbar nach Bacalao duftet.
Eigentlich hätte die Geschichte ja hier enden sollen. Doch Dieter meinte nach der Lektüre meines Textes, dass "die Wettergötter nochmals etwas Ruhm und Dank verdient hätten. Vielleicht auch wir für geschicktes Planen, für's Stehvermögen und für's Durchführen. Und wie begeistert wir waren über die ganze Tour."
Ja, begeistert, und auch glücklich und dankbar, waren wir tatsächlich! Es war eine wunderbare Tour, ein außerordentliches Erlebnis. Und auch eine gewisse Herausforderung, trotz der freundlichen Wetterbedingungen.